13. August
Am Grenzüberganz zu Bolivien lief alles wie geschmiert. Wir benötigten nicht
einmal eine halbe Stunde und der ganze Papierkram war erledigt. Wir fuhren
weiter zu unserem Camping nach Copacabana. Bei der Einfahrt in das Städtchen
staute sich der Verkehr und es schien als gebe es kein Durchkommen. Wir
fragten, wie wir denn zu unserem Standplatz beim Hotel Gloria kommen könnten.
Die Antwort: „Einfach auf der falschen Strassenseite bis zum Hotel fahren!“
Gesagt getan - kurz darauf war unser Fahrzeug im Hof des Hotels parkiert. Wir
hielten uns nicht lange auf und gingen ins Dorf um uns ein wenig umzuschauen.
Der Stau war eher noch schlimmer geworden und jetzt sahen wir auch, dass alle
Autos peruanische Nummernschilder hatten und geschmückt waren. Neugierig geworden
spazierten wir der Kolonne entlang und kamen bald einmal auf den grossen Platz
vor der Kirche. Da war die Hölle los. Mindestens sechs Priester waren bei der
Arbeit. Der Ablauf der Arbeit gestaltete sich wie folgt:
1. Der Priester
betete mit Fahrer und Familie und segnete dann alle, indem er sie mit Wasser
besprühte.
2. Der Priester weihte das Auto, und zwar nicht ein bisschen, das ganze Auto
inklusive der Sitze, des Steuerrads und des Motors wurde abgespritzt.
3. Der Priester erhielt für seine Arbeit ein Entgelt, welches er mit der
Geschicklichkeit eines Taschenspielers in seiner Kutte verschwinden liess.
4. Das ganze Auto inklusive Motor wurde mit einer champagnerähnlichen
Flüssigkeit übergossen.
5. Das nun feuchte Auto wurde mit Konfetti beworfen, welche natürlich nun am
Auto kleben blieben.
6. Unter dem Motor wurde ein Stange Knallkörper abgebrannt.
Das war es. Danach fuhren die Autos mit ihrer Fracht an den Hafen, wo Fahrer
und Passagiere ausgiebig Alkohol tranken und später betrunken nach Hause fuhren.
Zum Glück waren Fahrer und Autos gesegnet, so konnte nichts passieren.
Wie wir später
erfahren, ist das Städtchen schon seit Inkazeiten ein Wallfahrtsort. Die
Peruaner haben ihre Bräuche an die Verhältnisse der Gegenwart angepasst.
14. August
Wir machen einen Schiffsausflug zur Nordseite der Isla de Sol. Die Insel ist
nach den Inka-Sagen der Geburtsort ihrer Kultur. Der Sonnengott hatte seine
zwei Kinder auf diese Insel geschickt, um von dort aus das Inkareich zu
begründen. Auf der Insel fanden wir verschiedene Ruinen, welche aber nicht
wirklich sehenswert waren. Die Umgebung ist dafür wirklich fantastisch. Bei
einem fast fünfstündigen Marsch auf die Südseite konnten wir Bilder, Farben und
Kontraste bewundern. Gegen 17 Uhr waren wir wieder in Copacabana und auch bald
auch auf unserem Camping, wo in der Zwischenzeit auch die Reisenden Heinz und
Elsbeth sowie Georg und Chantal aus Frankreich angekommen waren.
15. August
Wir verabschiedeten uns und fuhren in Richtung La Paz. Wir kamen aber nur bis
zum Dorfausgang. Dort wurden wir von der Nationalpolizei aufgehalten. Die
Strasse nach La Paz sei wegen Strassensperren in El Alto geschlossen und wir
könnten frühestens morgen fahren. Also ging es wieder zurück auf das Camping
beim Hotel Gloria, wo wir einen ruhigen Tag verbrachten. Zur Feier des Tages
luden wir Elsbeth und Heinz zum Pouletznacht ein. Mit den beiden verbrachten
wir einen gemütlichen geselligen Abend.
16. August
Weggu ging schon früh am Morgen ins Zentrum um abzuklären, ob die Strasse nun
wieder offen sei. Er erhielt aber
negativen Bescheid und so machte er sich daran die Homepage aufzuschalten.
Chrige liess es auch gemütlich angehen, las ein bisschen und machte den einen
oder anderen Skypeanruf in die Schweiz.
17. August
Laut neuester Informationen war die Strasse wieder offen und wir machten uns
deshalb auf den Weg. Wieder beim Dorfausgang angekommen, erklärte uns der
Nationalpolizist, die Strasse sei zwar immer noch blockiert, es gebe aber eine
Umfahrung. Wir müssten nur kurz vor El Alto zum Polizeihäuschen fahren und die
würden uns instruieren oder uns einem Konvoi zuweisen. Das war ja schon mal
positiv. Also fuhren wir los und kamen nach zwei Stunden in die Gegend der
Blockade. Auf einmal war die Strasse mit kindskopfgrossen Steinen bedeckt und es
gab kein Durchkommen mehr. Von Polizeihäuschen oder Polizei war weit und breit
nichts zu sehen. So wendeten wir und versuchten zuerst über einen Feldweg und
später über ein Kartoffelfeld einen Weg an der Blockade vorbei zu finden. Wir
waren natürlich nicht die einzigen, aber sicherlich die einzigen mit null
Ortskenntnissen. Wir versuchten deshalb zusammen mit Georg und Chantal, welche
in der Zwischenzeit auch eingetroffen waren, den anderen Fahrzeugen zu folgen.
Dies ging nur kurz gut, denn auf einmal standen unsere Fahrzeuge vor einem
tiefen Graben. Weggu versuchte es und der brave Dodge schaffte es, dank
Untersetzung, das Hindernis zu überwinden. Bei Georg und Chantal war der Erfolg
dann eindeutig geringer. Sie steckten fest. Also Schaufel raus und graben um
die beiden wieder freizubekommen. Dabei wurden wir auch von einem Einheimischen
unterstützt und nach ungefähr 20 Minuten war das Auto mit vereinten Kräften
freigeschaufelt. Der Einheimische erhielt als Dank dafür ein Sprite und war
einen Moment überglücklich, bis er von seiner Frau zusammengestaucht wurde weil
er uns geholfen hatte. Uns war das egal und wir fuhren weiter. Im Rückspiegel
konnten wir noch sehen wie die Frau den Graben, welchen wir fast zugeschaufelt
hatten, wieder aushob um den nächsten Fahrzeugen die Durchfahrt zu
verunmöglichen.
Kurz darauf standen wir vor der nächsten Blockade. Wir versuchten die Leute
auszufragen wo wir eine Lücke finden könnten, damit wir unbeteiligten Touristen
nach La Paz kommen. Nach einigem Hin und Her waren die Leute an der Blockade
bereit uns im Gegenzug zu einer Flasche Coca Cola mit einem gestempelten
Passierschein zu versehen. Mit diesem würden wir überall durchgelassen. Wir
holten natürlich sofort unsere Colaflasche um den Deal zu machen. Dummerweise
hatten wir nur eine kleine Flasche, die Leute bestanden aber auf eine
Zweiliterflasche, weil sie ja so viele seien. Das war Weggu zu viel und zu
frech, weshalb wir wendeten um einen neuen Umfahrungsversuch zu starten.
Wir fuhren wieder in die entgegengesetzte Richtung. Kaum zehn Minuten später
trafen wir auf Heinz und Elsbeth, welche später abgefahren, aber nun zu uns
aufgeschlossen hatten. Wir starteten nun zu dritt einen neuen
Umfahrungsversuch. Die Piste war zwar nicht einmal eine Sand-, sondern eine
Staubpiste mit unglaublichen Löchern und Wellen. Unsere Fahrzeuge sahen innert
kürzester Zeit aus wie sandgepudert. Eine halbe Stunde fuhren wir durch diesen
unwegsame Gelände, dann hatten wir die Blockade umfahren und waren wieder auf
asphaltierter Strasse. Jetzt mussten wir nur noch den richtigen Weg durch La
Paz zum Hotel Oberland finden und der Tag war geschafft. Das war aber dann noch
sehr kompliziert, da überall, wo unser GPS durchfahren wollte, gerade Markt war
und wir deshalb auf den Strassen nicht passieren konnten. Wir kurvten fast eine
Stunde durch die Stadt, bis wir dann endlich das Hotel erreichten. Da machten
wir dann nicht mehr viel, sondern liessen den Tag ausklingen.
18. und 19.
August
Zwei gemütliche Tage in La Paz. Am ersten Tag besuchten wir den riesigen Markt,
wo es uns besonders der Hexenmarkt sehr angetan hat. Da konnte von Cocablättern
über alle möglichen Heilpuder und
Heilkräuter bis zum getrockneten Lamaembryo so ziemlich alles gekauft werden.
Noch heute wir bei einem Hausbau in ein Embryo ins Fundament eingemauert. Dies
soll die Bewohner des Hauses vor Unglück schützen. Am zweiten Tag besuchten wir
das Valle de la Luna gleich neben dem Hotel Oberland. Es sieht wirklich aus wie
eine bizarre Mondlandschaft. Am Abend gab es ein Campingfest am grossen Tisch
mit gegrilltem Poulet, Salat und Züpfe. Auf dem Platz waren übrigens an diesem
Tag von acht Fahrzeugen fünf aus der Schweiz, davon vier aus Bern. Nicht
schlecht oder?
20. August
Wir fuhren gegen neun Uhr in Richtung des Salzsees von Uyuni. Dies war nicht an
einem Tag zu schaffen und deshalb hatten wir uns mit Heinz und Elsbeth bei den
Thermen von Obrajes verabredet. Dort trafen wir dank guter Strasse schon gegen
15 Uhr ein und begannen schon bald mit dem Apéro. Das Baden verschoben wir deshalb
auf den nächsten Tag.
21. August
Wir nahmen ein warmes Bad in der Therme und dann ging es von Obrajes nach
Colchani an den Solar de Uyuri. Was ganz einfach tönt und nur ca. 330 Kilometer
weit ist, wird zur Belastung für Mensch und Material. Die ersten 180 km auf
Asphalt schafften wir in zweieinhalb Stunden. Für die restlichen 150 Kilometer
benötigten wir fast 8 Stunden. Es war eine Piste zwar ohne grosse Löcher, aber
mit richtig nettem Wellblech. Zeitweise fuhren wir weniger als 10
Stundenkilometer und trotzdem flog alles im Auto herum. Es ächzte ähnlich wie
über die Topes in Mexiko. Nur gab es hier Hunderte davon, einer nach dem
anderen. Wir kamen erst nach 19 Uhr und bei Dunkelheit am Zielort an und waren
froh, beim Hotel Christal Samana einen Standplatz für die Nacht zu finden. Da
es schon so spät war, assen wir im dazugehörigen Restaurant und staunten dabei
über das ganze Gebäude. Fast alles war aus Salz: die Backsteine, die Tische,
die Säulen, ja sogar der Bodenbelag war reines Salz. Eine fantastische Idee,
mit diesem Rohstoff, der hier fast unerschöpflich verfügbar ist, zu bauen.
22. August
Nach einer sehr kühlen Nacht mussten wir in das 25 Kilometer entfernte Uyuni
fahren, da die Tankstelle vor Ort kein Diesel mehr hatte. Die Piste war wieder
hundslausig, reines Wellblech, und so brauchten wir für die 25 Kilometer mehr
als eine Stunde. Bei der Tankstelle angekommen, hatte auch sie kein Diesel
mehr, aber in einer Stunde werde angeliefert. Also warten und ein wenig lesen.
Die Stunde war natürlich eine südamerikanische und dauert zwei Stunden, aber
dann konnten wir volltanken. Leider war aber der Preis mehr als doppelt so hoch
wie bisher. Wir wussten, dass Ausländer in Bolivien einen höheren Preis für
Treibstoff bezahlen müssen. Dies wurde eingeführt, um den Schmuggel des
subventionierten Treibstoffs in die Nachbarländer zu erschweren. Wir hatten
aber bisher immer den günstigen Normalpreis von ca. 0,50 Dollar pro Liter
bezahlt und deshalb war der Preis von mehr als einem Dollar pro Liter ein
Schock. Aber wir konnten nichts machen, also tankten wir das Minimum um am
nächsten Tag bis zur Minenstadt Potosi zu gelangen. Danach kehrten wir zurück
um bei Colchani auf den Salzsee zu fahren. An der Einfahrt auf den Salzsee
waren grosse und recht tiefe Pfützen von Salzwasser. Unser Truck wollte zuerst
gar nicht rein, da Salzwasser für ihn gar nicht gut ist. Wir mussten ihm
versprechen, dass er am nächsten Tag gewaschen würde. Dann konnte es losgehen.
Über diesen Salzsee mit einem Durchmesser von 140 Kilometer zu fahren ist schon
speziell. Wir hatten das Gefühl über eine Schneelandschaft zu fahren. Die
Orientierung ist auch recht schwierig, da rundherum alles weiss ist. Wir verfügten aber zum Glück über eine Route
auf unserem Navigationsgerät, so wussten wir wenigstens ungefähr, wo wir
durchfahren mussten um zur Insel Pescado zu gelangen. Wir machten unterwegs ein
paar Aufnahmen, bevor wir nach eineinhalb Stunden die Insel erreichten. Es gab
da übrigens weder Fischer noch Fische, aber viele Kakteen und ein paar Lamas.
Chrige wäre am liebsten gleich wieder zurück gefahren, denn der Gedanke über 40
Zentimeter dickes Salz zu fahren, welches uns davor bewahrte ins darunter
liegende Salzwasser einzubrechen, löste bei ihr ein schlechtes Gefühl aus.
Schlussendlich willigte sie aber ein die Nacht bei der Insel zu verbringen.
Gegen 18 Uhr tuckerten die letzten von mehr als 50 Führern mit ihren Toyotas
und Touristen von dannen. Nun hatten wir die Insel, den Salzsee und den
fantastischen Sonnenuntergang ganz für uns alleine.
23. August
Nach einer ruhigen Nacht war es am Morgen mit minus 10°C bitterkalt. Weggu, der
schon um 6 Uhr raus ging um den Sonnenaufgang zu fotografieren, fror ganz schön
an den Fingern. Für so einen Sonnenaufgang auf dem Salzsee nimmt man aber
einiges in Kauf. Beim Kaffee wurden wir von einem Spanier mit seinem Fahrer
angesprochen. Das Fahrzeug dieser Gruppe mit fünf Frauen, einem Mann und dem
Fahrer hatte am Vorabend bei der Fahrt zurück nach 30 Kilometern ein Rad
verloren. Der Fahrer und der Spanier waren dann zurück zur Insel gelaufen und
baten uns nun den Fahrer nach Uyuni mitzunehmen, um Ersatzteile für die
Reparatur zu beschaffen. Dies machten wir natürlich und spendierten dem armen
Fahrer, der ganz durchgefroren war und natürlich auch nichts gegessen hatte,
ein Snicker. Das nahm er sehr gerne an. Nachdem wir ihn abgeladen hatten, ging
es wie versprochen zum Waschen des Trucks und so konnten wir erst gegen 11 Uhr
die Fahrt nach Potosi antreten. Wir fuhren durch farbige Felslandschaften an
scheinbar ausgestorbenen Dörfern vorbei und staunten immer wieder, welche
Vielfalt an Farben der Natur zur Verfügung stehen, um uns zu erfreuen. Die
Minenstadt Potosi liessen wir links liegen und fuhren zu den heissen Quellen
von Ocha de Inca bei Tarapaya, wo wir wie vereinbart auch wieder auf Heinz und
Elsbeth trafen. Die beiden hatten nicht mehr viel Schlaues zu Essen, also
legten wir zusammen und kochten gemeinsam Spagetti Bolognese. Es war sehr
lecker und wir unterhielten uns köstlich.
24. August
Wir verzichteten auf den Besuch der höchstgelegenen Stadt der Welt Potosi und
zogen direkt Richtung Sucre. Leider kamen wir nur bis zur Stadtgrenze. Da
wurden wir wie alle anderen aufgehalten. Es war schwierig zu verstehen, was los
war, aber nach einiger Zeit verstanden wir, dass heute die sechste Etappe einer
Rallye auf der Strecke nach Sucre stattfinden würde. Obwohl diese erst um 13
Uhr gestartet werden sollte, blockierte die Polizei die Strasse schon um 9 Uhr.
Da Sucre nur 150 Kilometer entfernt und die ganze Strecke asphaltiert ist,
schien uns das schon ein bisschen komisch. Ausserdem sagte man uns, dass das
letzte Fahrzeug um 16 Uhr in Potosi starten würde und wir deshalb mit einer
Wartezeit von 5 Stunden zu rechnen hätten. Nicht einmal die Polizei kann also
in Bolivien rechnen. Wir stellten uns gerade auf sieben Stunden Wartezeit ein
und wollten schon mit Jassen beginne, als es auf einmal hiess, wir könnten
jetzt doch fahren. Vielleicht ist da doch noch ein Polizist aufgetaucht, der
rechnen konnte. Wir fragten nicht lange, sondern fuhren und kamen auch tatsächlich 75 Kilometer weit bis uns der
nächste Polizist aufhielt. Wir müssten am Strassenrand warten, weil heute eine
Rallye veranstaltet würde. Weggu und Heinz, welcher in der Zwischenzeit auch
aufgetaucht war, versuchten dem Polizisten zu erklären, dass wir, wenn er uns
fahren lassen würde, am Mittag, also eine Stunde vor dem Start des ersten
Fahrers in Potosi längst in Sucre seien. Er rechnete lange nach und liess uns
schlussendlich weiterfahren. Wir schafften es bis 50 Kilometer vor Sucre, wo
wir wieder von der Polizei aufgehalten wurden und nun endgültig stoppen
mussten. Alle unsere Argumente, wir seien vor Rennbeginn in Sucre, nützten
nichts mehr. Es sei nur für eine Stunde, wurde uns versichert. Aus der Stunde
wurden dann natürlich über drei, aber das sind wir uns in der Zwischenzeit
schon fast gewohnt. Danach war endlich der letzte Fahrer vorbei und wir konnten
weiterfahren. Ungefähr eine Stunde später waren wir in Sucre und es wurde
wieder einmal der übliche Stress. Es ist mit unserem fast 2,60 Meter breiten
Camper schon nicht so einfach durch südamerikanische Städte zu fahren. Es ging
aber einmal mehr alles gut und gegen 4 Uhr konnten wir unser Fahrzeug im Hof
des Hostel Austria abstellen.
25. August
Chrige wollte ein Museum besuchen und Weggu etwas ausserhalb der Stadt,
Dinosaurierspuren anschauen. Diese wurden in einem Steinbruch gefunden und
gehen alle senkrecht eine Wand hoch. Insgesamt wurden die Spuren über 50
verschiedenen Saurierarten zugeordnet. Natürlich sind die Viecher vor 200
Millionen Jahren nicht senkrecht die Wand hochgelaufen, sondern gemütlich einem
See entlang spaziert. Aufgerichtet wurden die Spuren erst viel später, als
durch die Verschiebung der Kontinentalplatten Gebirge entstanden. Weggu gefiel
die Ausstellung im topmodernen Naturmuseum sehr gut. Danach sah er sich ein
wenig in der schönen Altstadt um bevor er gegen 3 Uhr wieder beim Camper
eintraf. Chrige war auch schon zurück und wie sich herausstellte war nichts mit
Museum. Sie hat sich zusammen mit Heinz und Elsbeth ein bisschen die Altstadt
angeschaut und eingekauft. Zum Nachtessen wurden wir dann von den beiden
Bielern zu einem feinen Raclette eingeladen. Es war fast wie zu Hause.
26. August
Die Bieler reisten in Richtung Chile weiter, während wir einen Tag länger
blieben und es gemütlich angingen. Weggu brachte seine
Wireless-Verstärkerantenne zurück, welche er am Vortag mit Rückgaberecht
gekauft hatte, da er auch nach mehreren Versuchen nicht in der Lage war die
Antenne korrekt zu installieren. Auf der Verpackung der Antenne hatte mit
großen Buchstaben „Easy Installation“ gestanden. Zum Nachtessen gab es feine
gefüllte Tomaten und wir schauten uns noch den Podcast der Tagesschau an, bevor
wir schon gegen halb neun Schlafen gingen.
27. August
Unser Ziel war die Stadt Santa Cruz de la Sierra. Diese liegt über 500
Kilometer von Sucre entfernt. Da davon fast 200 Kilometer unasphaltiert sind,
war klar, dass wir dies nicht in einem Tag schaffen würden. Wir fuhren trotzdem
früh los, damit wir sicher am übernächsten Tag ankommen würden. Wir kamen aber
noch viel weniger weit, als wir gedacht hätten. Nach 40 Kilometer hörten wir
komische Geräusche, welche zweifellos von unserem Dodge stammten. Wir hielten
an, und kontrollierten das Übliche. Dabei fanden wir nichts Verdächtiges und
fuhren weiter. Es ging leider nicht lange, die Geräusche fingen wieder an und
wurden stärker. Also wieder angehalten und diesmal legte sich Weggu auch unter
das Auto. Was er da sah, gefiel ihm gar nicht. Das Gummilager, welches für die
Abstützung der Transmissionswelle zuständig ist, war ausgeleiert und die
Kardanwelle drehte schon auf der Metallfassung. Nach kurzen überlegen fuhren
wir zurück nach Sucre, da wir dort sicherlich bessere Möglichkeiten hatten
Ersatzteile zu finden. Beim Eingang der Stadt hielten wir an und fragten den
Fahrer eines Ford Trucks, ob er einen guten Mechaniker für unser Problem kenne.
Der Vater des Fahrers schaute sich unser Problem an und kam gleich mit uns zum
Mechaniker um die Ecke. Dieser hatte wie bis jetzt fast jeder gleich Zeit und
begann mit der Arbeit. Demontiert war schnell einmal, aber dann ging es daran
ein Gummilager zu finden. Laut dem Mechaniker gebe es so etwas in der Stadt
nicht, aber der Vulkanisator werde da schon helfen, allerdings erst um 14 Uhr,
denn jetzt sei der am Essen. Wir gingen also gegen zwei Uhr mit den Resten des
Lagers zum Meister und der versprach eine Stunde später das Teil fertig zu
haben. Weggu war schon nach einer halben Stunde wieder vor Ort um zu sehen wie
der das anstellte. Er konnte es kaum glauben. Da wurde einfach aus einem
grossen Gummistück unter Zuhilfenahme von verschiedenen sehr scharfen Messern
eine Nachbildung geschnitzt. Es sah zwar nicht besonders schön aus, aber es
schien genau zu passen. Also zurück zum Mechaniker und der begann bald danach
mit der Montage. Chrige hatte in der
Zwischenzeit eine andere Aufgabe gefunden und unterrichtete das Mädchen der
Familie in Englisch. Der Einbau der Kardanwelle dauerte zwei Stunden, dann war
alles fertig. Bei der Kontrolle stellte Weggu fest, dass der Lagerblock
verkehrt montiert und die Kardanwelle um deshalb um Zentimeter verschoben war.
Der Chef sah das sofort ein und versuchte dies mit Hilfe seines Sohnes zu
beheben. Sie knorzten fast zwei Stunden unter dem Auto um das Teil zu drehen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit beschlossen sie, doch noch einmal die ganze
Welle auszubauen, was dann nur 20 Minuten dauerte. Dann war es aber schon zu
dunkel und wir beschlossen die Übung zu vertagen. Da wir nicht wegfahren
konnten übernachteten wir gleich im Hof der Garage.
28. August
Es war zwar Sonntag, aber in diesem Teil von Bolivien scheint das keine Rolle
zu spielen. Die meisten Geschäfte und Werkstätten hatten geöffnet. Bei einem
Spaziergang entlang der Hauptstrasse sah Weggu genau so ein Gummilager wie er
im Moment nur ein geschnitztes hatte. Er war zwar nicht ganz sicher, ob es auch
passen würde, aber für umgerechnet vier Franken war die Investition nicht allzu
gross. Am Vortag hatte sich bei der Demontage der Kardanwelle auch gezeigt,
dass ein Kreuzgelenk arg ausgeleiert war. Da der Mechaniker gesagt hatte, so
etwas könne man in Bolivien nicht kaufen, wurde das ganze einfach mit viel Fett
gefüllt und wieder montiert. Nun sah aber Weggu in einem Geschäft, dass es mindestens
Kreuzgelenke in ähnlicher Grösse hatte. Er holte sich deshalb in der Werkstatt
das Originalteil und ging auf die Suche. Nach dem vierten Geschäft hatte er die
Hoffnung schon fast aufgegeben, aber im fünften gab es das Gesuchte. Der
Inhaber war nur ein bisschen enttäuscht, dass er nicht gleich alle vier
verfügbaren Kreuzgelenke kaufte. Aber wir brauchten halt nur eines. Damit war
nun alles bereit für die Wiederherstellung. Eine halbe Stunde später war das
Kreuzgelenk montiert und diesmal ging Weggu anstelle des Sohnes unters Auto um
bei der Montage zu helfen. Kurz vor Mittag war alles fertig und auch Weggu
zufrieden. Der Mechaniker verlangte für die 6 Stunden Arbeit 36 Franken und das
Material hatte 17 Franken gekostet. Diese Preise sind kaum zu glauben. Nun
konnten wir endlich da hinfahren, wohin wir vor zwei Tagen bereits einmal
aufgebrochen waren: in Richtung Santa Cruz. Die ersten 80 Kilometer waren noch
asphaltiert, danach kam eine Piste der übleren Sorte. Wir fuhren bis die
Dämmerung einsetzte und schlugen dann auf einem Hügel mitten in der Pampa das
Nachtlager auf.
29. August
Um es vorwegzunehmen, alle Schreiberlinge, welche in Südamerika gereist sind
oder es gerade tun, haben Unrecht: Die Strassen in Bolivien sind nicht
schlecht. Sie sind noch viel, viel schlechter, als man sich es vorstellen kann.
Für die 80 Kilometer, die wir zuerst zurücklegen mussten, benötigten wir fünf
Stunden. Es handelte sich bei dieser Straße um Verbindung zwischen der
Hauptstadt Sucre und der grössten Stadt des Landes, Santa Cruz, vergleichbar
mit der A1 in der Schweiz von Bern nach Zürich. Die gesamte Strecke ist knapp
500 Kilometer lang. Selbst die Linienbusse, welche wirklich rasen und durch die
Nacht fahren, benötigen für diese Strecke 15 Stunden. Wir benötigten für die
gesamte Strecke über 18 Stunden. Endlich angekommen fanden wir etwas ausserhalb
bei einer netten Bauernfamilie einen Standplatz für die Nacht.
30. August
Weiter Richtung Brasilien. Wir wollten je nach Strassenzustand in San Jose oder
Aquas Caliente übernachten. Auch nach einem Bremsenspezialisten hielten wir
Ausschau, denn die Bremsbelege vorne sollten dringend gewechselt werden. Leider
fanden wir an diesem Tag keinen. Die Strasse war bis auf 48 Kilometer lausigste
Piste geteert, so dass wir gut vorankamen und in Aguas Caliente mit dem Camping
Mirador einen schon fast sensationellen Standplatz für die Nacht fanden.
31. August
Es ist kaum zu fassen: der zwanzigste Monat unserer Reise geht zu Ende. Als wir
Anfang 2010 in Neuseeland starteten, dachten wir, wir hätten viel Zeit. In der
Zwischenzeit wissen wir, dass wir uns geirrt haben. Ausser auf Hawaii waren wir
nie länger als vier Nächte am gleichen Ort. Trotzdem müssen wir bei uns bei der
Planung immer wieder einschränken, weil es einfach nicht für alles reicht. Das
mag zwar für euch zu Hause komisch klingen, da Otto Normal meist nur vier
Wochen Urlaub pro Jahr hat. Aber wie gross die Welt ist, zeigt sich daran, dass
wir seit letztem Juni 60.000 Kilometer zurückgelegt haben. Das sind
eindrückliche 133 Kilometer pro Tag, egal wie gut oder wie schlecht die Strasse
ist. Aber egal, uns hat es auf dem Camping Mirador so gut gefallen, dass wir
noch einen Tag länger blieben und uns um uns, Auto und Camper kümmerten.
31. August und 1. September
Schon wieder geht ein Monat zu Ende. Es ist kaum zu fassen der zwanzigste Monat
unserer Reise geht zu Ende. Als wir Anfang 2010 in Neuseeland starteten dachten
wir noch wir hätten viel Zeit. Ich der Zwischenzeit wissen wir, dass wir uns
geirrt haben. Ausser auf Hawaii waren wir nie länger als vier Nächte am
gleichen Ort und trotzdem müssen wir bei uns bei der Planung immer wieder
einschränken, weil es einfach nicht für alles reicht. Das mag zwar für euch zu
Hause komisch klingen. da Otto Normal meist nur 4 Wochen Urlaub pro Jahr hat.
Aber wie gross die Welt halt ist, zeigt sich ein bisschen daran das wir seit
letztem Juni 60 000 Kilometer zurückgelegt haben. Das sind eindrückliche 133
Kilometer jeden Tag, egal wie gut oder wie schlecht die Strasse ist. Aber uns
hat es auf dem Camping Mirador so gut gefallen, dass wir noch 2 Tag länger
blieben und uns um uns, Auto und Camper kümmerten.
2. September
Es schien fast als wolle sich Bolivien oder besser die Strassen des Landes mit
uns versöhnen. Die letzten 200 Kilometer bis zur Grenze des Landes waren
absolut perfekt asphaltiert und wir kamen dementsprechend gut voran. Kurz vor
der Grenze wollten wir noch tanken Öl wechseln. Das mit dem Tanken war dann
nichts da die beiden Tankstellen keine Diesel mehr hatten, aber wenigstens das
Motorenöl konnten wir wechseln lassen. Danach fanden wir noch 2 nette Frauen
welche uns 13 Liter Diesel verkauften und netterweise auch gleich noch eine
Gasflasche zum umfüllen organisierten. Kurz nach zwei Uhr fuhren wir dann zur
Grenze.