2.
September
Dieser Grenzübertritt war harziger als andere und wir brauchten fast zwei
Stunden um die Grenze zu passieren. In Cordoba fanden wir ein gutes
Einkaufszentrum und ergänzten unsere Vorräte, bevor wir zum Parking des
Flughafens fuhren, wo wir kostenlos übernachten durften.
3.
September
Am Morgen fuhren wieder ins Zentrum von Cordoba um eine Strassenkarte von
Brasilien zu besorgen. Das erwies sich als extrem schwierig, aber
schlussendlich fanden wir an einem Kiosk ein recht gutes Kartenbuch. Um mehr
über die Sehenswürdigkeiten des Moorgebietes Pantanal zu erfahren, suchten wir
ein Reisebüro auf. Wir wurden gut beraten und machten uns mit diesen
Informationen auf den Weg Richtung Paso de Lontra im Nationalpark Pantanal.
Nach 110 Kilometern kam die Abzweigung zum Park. Ab da kamen wir nach 20
Kilometer auf guter Piste zum Schild einer Eco Lodge, welche Camping anbot. Das
sah gut aus, also nichts wie hin. Doch dort wollten uns als erstes ein Paket
mit Touren zum Preis von 150 Dollar verkaufen. Nur Campen kostete 24 Dollar pro
Person und Nacht, Internet 18 Dollar extra. Das wäre die bei weitem teuerste
Nacht unserer Reise geworden, weshalb wir dankend ablehnten und weiterfuhren.
Etwas später fanden wir eine andere, wesentlich einfachere Lodge, bei welcher
wir zum Preis von insgesamt 18 Dollar übernachten konnten. Eine allgemeine
Information: Wer von Bolivien nach Brasilien einreist, bekommt den ultimativen
finanziellen Schock. Auf einmal kostet alles das Doppelte und mehr. Für einen
sehr schönen Camping an einem thermogeheizten Fluss zahlten wir in Bolivien
vier Dollar, ein paar Kilometer weiter sollen wir das Zwölffache bezahlen. Es
ist kaum zu verstehen.
4.
September
Am Morgen konnten wir an einem Bootsausflug der Lodge teilnehmen. Dieser schien
uns mit 18 Dollar pro Person preiswert. Wir waren gespannt auf das Resultat. Es
gab viel zu sehen. Vor allem Vögel, Kaimane und ein paar Brüllaffen. Bei den
Vögeln gab es eine riesige Vielfalt. Unter anderem sahen wir auch einige Male
Tucane, welche wir im Verlauf unserer Reise schon beobachtet, aber noch nie
richtig hatten fotografieren können. Es gelang uns diesmal. Vom Jaguar und
Ozelot fanden wir immerhin Fussspuren. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug
zu einer anderen Eco Lodge und liefen von dort der Strasse entlang zurück. Wieder
konnten wir sehr viele Tiere beobachten.
5.
September
Wir
beschlossen auf der Eco Lodge, die wir gestern besucht hatten eine Nacht zu
verbringen um da blaue Aras (Papageien) zu beobachten. Davon habe es da eine
grosse Gruppe, wie uns berichtet wurde. Zuerst konnten wir aber den Truck nicht
starten, weil Weggu vergessen hatte das Verbindungskabel von Camper und Auto zu
trennen. Wir mussten also zuerst den Generator anwerfen und eine halbe Stunde
die Batterie aufladen. Dann konnten wir endlich abfahren und erreichten schnell
den nur fünf Kilometer entfernten neuen Platz. Wir liefen gleich los und
bekamen tatsächlich eine Gruppe von sechs dieser schönen Vögel zu sehen. Es
gelang uns ein paar gute Fotos zu machen. Den Nachmittag verbrachten wir
gemütlich in den Hängematten.
6.
September
Wir fuhren ein paar Kilometer bis nach Passo de Lontro. Dort können beim Parque
Hotel Wasserschweine beobachtet werden. Das sind die grössten Nagetiere und
sehen aus wie riesige Meerschweine. Wir sahen die ersten schon vom Parkplatz
des Hotels aus. Der Standplatz für die Nacht war schnell bezogen. Mit etwas
Glück kamen wir noch zu einem bezahlbaren Schiffsausflug. Dabei sahen wir
Hunderte von Kaimanen und wieder viele Vögel. Den Jaguar und die Fischotter
kriegen wir aber leider nicht zu Gesicht.
7.
September
Wir hatten für einmal Glück: Von den erwarteten 70 Kilometern Piste bis nach
Bonito waren nur fünfzehn unasphaltiert. Daher kamen wir schon kurz nach Mittag
in der Jugendherberge an und konnten endlich unsere Homepage updaten. Dies war
dann gegen Abend geschafft und wir schauten uns wieder einmal die Tagesschau
des SF DRS an. Ab und zu möchte man ja wissen was zu Hause abgeht – oder eben
nicht abgeht. Im Moment ist die Festlegung des Kurses von 1.2 des Frankens zum
Euro das Interessanteste für uns. Dies wirkt sich natürlich auch auf den Dollar
aus und deshalb ist das Reisen für uns auf einen Schlag wieder 8% teurer
geworden. Mal sehen ob der Dollar so hoch bleibt bis wir das nächste Mal Geld
abheben, oder ob die anderen Staaten so stark Gegensteuer geben, dass die
kleine Nationalbank gar keine Chance hat.
8.
September
Von der Jugendherberge von Bonito fuhren wir gerade mal sechs Kilometer bis zum
Camping beim Balneario der Stadt. Dort trafen wir zu unserer Überraschung auf
die beiden Odermatts Ruth und Walter, mit denen wir schon seit fast einem Jahr
per E-Mail in Kontakt sind. Mehr Infos über sie auf www.reisevirus.info.
Dass wir
uns aber einmal treffen würden, hätten auch sie nicht gedacht. So gab es einen
grossen Hallo und viel zu tratschen. Nebenbei versuchten wir auch noch deren
Kaffeemaschine zu reparieren. Dieses Unterfangen hatte zwar keinen Erfolg, aber
man kann nicht jeden Tag gewinnen. Apropos Gewinn: Das Camping ist wirklich
eine Wucht. Unten am Fluss kann im kristallklaren Wasser gebadet werden. Tucane
hat es hier nicht gerade wie Sand am Meer, aber einmal waren zehn Tiere auf
einem Baum gleichzeitig. Am Nachmittag kamen auch noch ein roter und ein blauer
Ara auf einen Besuch vorbei. Er liess aber auf Grund der Kürze seines Besuches
keine Fotos zu.
9.
September
Unglaubliches geschah: Es regnete. Seit Monaten tropfte es das erste Mal wieder
auf unseren Camper. Odermatts fuhren weiter in Richtung Pantanal. Wir
beschlossen noch einen Tag länger zu bleiben um dann bei hoffentlich schönem
Wetter einen Flussschnorchelausflug zu unternehmen. Dieser war zwar mit über 70
Dollar pro Person teuer, aber es lohne sich, hatten uns Ruth und Walter gesagt.
Also schauten wir uns in Bonita um und planten die nächsten Wochen. Gegen Abend
wurde auch das Wetter freundlicher und wir sahen wieder blauen Himmel.
10.
September
Obwohl wir recht früh beim Recanto Ecologico Rio de Prato waren, hatten wir
Pech. Alle Schnorcheltouren waren bereits ausgebucht. Nach kurzem Überlegen
entschlossen wir uns den Ausflug zu streichen und nicht noch einen Tag zu
verweilen. Wir haben noch so viele Kilometer zu fressen, dass wir schweren
Herzens auf das eine oder andere verzichten müssen. Da es also nichts mit
Schnorcheln war, besuchten wir das Buraco das Araras, eine natürliche Anlage
mit einem grossen Felskrater, in dessen Wänden die grossen rotblauen Papageien
nisten. Danach ging es bis zum Camping am Balneario Municipal de Jardim um dort
die letzte Nacht vor der langen Fahrerei zu den Wasserfällen von Iguaçu zu
verbringen.
11.
September
Wir schafften von den 780 Kilometern fast 720, bis wir 60 Kilometer vor Foz
Iguaçu bei einem Truck Stop übernachteten. Dabei fuhren wir zuerst entlang
Weide-, dann Acker- und am Schluss wieder Weideland. Die Ausmasse sind
gewaltig. Hier ist ein Feld oder eine Weide nicht selten grösser als ein
durchschnittlicher Bauernbetrieb in der Schweiz. Im riesigen Brasilien
herrschen andere Massstäbe als in der kleinen Schweiz.
12.
September
Die letzten 60 Kilometer waren schnell zurückgelegt und in Foz Iguaçu
angekommen besuchten wir als erstes den Vogelpark. Der Eintrittspreis war mit
über 15 Dollar pro Person zwar happig, aber der Park war gut gemacht, durch
einige der Käfige kann spaziert werden. Da machte der eine oder andere Tucan
sein Spielchen und flog von hinten wenige Millimeter über die Köpfe der
Besucher. Auch die grossen Papageien im anderen begehbaren Käfig waren ganz schon
frech und aufdringlich. Nachdem wir etwa zwei Stunden im Vogelpark verbracht
hatten und es erst 11 Uhr war, besuchten wir noch die nur 300 Meter entfernte
brasilianische Seite der berühmten Wasserfälle. Auch hier: Der Eintritt war mit
24 Dollar ein teurer Spass, aber die Wasserfälle waren wirklich eine Wucht. Die
Wassermenge war bei unserem Besuch viermal höher als normal, es war extrem
beeindruckend. Gegen 16 Uhr beendeten wir den Besuch und fuhren zum Camping der
Jugendherberge, wo wir für mindestens zwei Tage bleiben wollten. Da konnten wir
einen Besuch der argentinischen Seite der Wasserfälle für den nächsten Tag
buchen.
13.
September
Um 9 Uhr
ging es los und wir mussten uns um nichts kümmern. Der Chauffeur sammelte die
Pässe ein und erledigte alle Zollformalitäten, ohne das uns überhaupt ein
Zöllner sehen wollte. Danach ging die Fahrt noch 20 Kilometer bis zum Park.
Diese Seite der Fälle ist viel weitläufiger und es hat viele Wege und Stege an
und über die Fälle. Durchaus spektakulär, natürlich auch weil die Wassermenge
so hoch war. Sie ist hier durchschnittlich mit 2.000 m³/s (Kubikmeter pro
Sekunde) fünfzehn mal höher als die der Aare in Bern. An diesem Tag war sie
aber mit 9.000 m³/s um das 50-fache höher als die der Aare. Beim Hochwasser im
Jahr 1989, als sie 37.000 m³/s betrug, sogar 210 mal so hoch. Weil der
Wasserstand so hoch war, konnte die Fähre nicht auf eine zentrale Insel fahren,
von der man eine gute Übersicht über alle Fälle hat. So hat alles Vor- und
Nachteile. Gegen 18 Uhr brachte uns der Chauffeur zurück ins Hostel. Da es
schon spät war, assen wir zusammen mit zwei Kolumbianerinnen, mit welchen wir
den ganzen Tag unterwegs gewesen waren, in einem nahe beim Hostel gelegenen
kleinen Restaurant. Es gab wie in Brasilien oft ein Buffet mit Salat, Reis,
Teigwaren, verschiedenen Gemüse und dazu nach Wahl ein Stück Fleisch vom Rind
oder Poulet. Der Preis dafür war mit acht Dollar pro Person verkraftbar. Das
Essen schmeckte ausgezeichnet.
14.
September
Wir fuhren mit den beiden Kolumbianerinnen zur Staumauer des Itaipú. Er war
lange der grösste Stausee der Welt, wurde nun aber durch das chinesische
Grossprojekt überboten. Der Damm ist mit 2,5 Kilometer Länge gewaltig. Auf
diese Länge erscheint die maximale Höhe von 180 Metern schon fast klein. Noch
beeindruckender ist allerdings das Wasservolumen, welches der See fasst. Es
sind 29 Mrd. Kubikmeter. Aufgeteilt auf alle acht Milliarden Weltbewohner würde
jeder über 4000 Liter erhalten. Nach dem Besuch des Damms ging es zurück ins
Hostel, wo Chrige das Nachtessen für uns vier zubereitete. Es gab Rösti mit
Poulet. Uns geht es schon gut.
Mehr Infos
zum Damm und dem Flusskraftwerk gibt es hier http://de.wikipedia.org/wiki/Itaip%C3%BA
15.
September
Wir fuhren gegen 10 Uhr beim Hostel los und kamen eine Stunde später zum Zoll
von Brasilien. Nach den vielen Grenzübergängen sind wir langsam routiniert und
es scheint immer einfacher zu werden. Uns abmelden, das Auto abmelden, das war
es. Danach ging es zum Zoll von Paraguay. Fortsetzung im Tagebuch Paraguay.