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05 | 06 | 2013
Yukon, Nordwest Territorium und Saskatchewan

Tagebuch Kanada 24. August. bis 24. September 2010 

Um das Tagebuch ein bisschen übersichtlicher zu gestalten, zeigen wir nur die aktuellen Berichte in voller Länge.  Wer einen älteren Bericht wie diesen anschauen möchte, klickt einfach ganz unten auf weiterlesen.

24. August
Wir fuhren weiter nach Whitehorse, frischten unsere Vorräte auf und fuhren zu Tinu, auf den Caribou Campground, 22 Kilometer ausserhalb von Whitehorse. Dort trafen wir als ersten Werner Straumann, welcher schon bei unserem letzten Besuch auf dem Camping gewesen war. Es gab viel zu erzählen und auszutauschen. Werner hatte vor einer Woche Besuch von Miguel erhalten und die beiden fuhren kurze Zeit später los um Pilze zu suchen oder zu fischen, eigentlich eine gute Kombination. Wenn es keine Pilze hat, wird gefischt, und Fischen kann man ja immer. Kurze Zeit später kam auch Tinu und es gab ein grosses Hallo. Es war fast wie nach Hause kommen.
  

25. August
Weggu brachte den Camper frühmorgens nach Whitehorse um noch ein paar Garantiearbeiten erledigen zu lassen. Ausser der gebrochenen Wasserverschraubung, welche unseren Camper geflutet hatte, war es keine grosse Geschichte, musste aber einfach noch erledigt werden. Gegen 16 Uhr konnte Weggu das Gespann wieder abholen und es ging zurück zum Caribou. Dort war ein Nachtessen im Blockhaus angesagt. Tinu hatte uns acht Schweizer, welche gerade auf dem Camping waren, zu Spagetti eingeladen. Es war superfein, danke an die Köchin Verna! Wir hatten alle viel zu erzählen und es war eine sehr gute und angenehme Atmosphäre. Nach dem Essen packte Tinu auch noch seine Orgel aus und spielte. Wirklich der Hammer! Danke an alle, aber insbesondere an Tinu für den gelungenen Abend. 
 

26. August
Weggu stellte das Tagebuch und die Fotos online und Chrige brachte den Camper und das Auto auf Vordermann. Die Schränke, welche wir wegen der Überschwemmung hatten räumen mussten, wurden wieder eingeräumt. Jetzt blitzt alles nur so.
 

27. August
Wir nahmen schweren Herzens Abschied vom Caribou und seinen Leuten. Da es strahlend schön war, wollten wir nicht allzu weit fahren und ein bisschen die Sonne geniessen. Wir fuhren also nur ca. 170 Kilometer bis zum Teslin Lake, entfachten ein grosses Lagerfeuer und genossen den Tag.

 

28. August
Wir fuhren vom Teslin Lake via Watson Lake bis den Liard Hot Springs. Es war wunderschönes Wetter und was uns die Natur für Farben vorsetzte, war wohl der Vorgeschmack auf einen bunten und unglaublich schönen Herbst. Einige Bäume beginnen schon damit die Farben zu wechseln, andere kleiden sich immer noch in grün. So war schon äusserst farbig. Was Tiere betraf, war es heute ein Supertag. Die wollten wohl auch alle das gute Wetter geniessen. Ein Wolf, ein Schwärzbär, eine Frau Schwarzbär mit drei Kleinen und zwei Waldbisons. Es gab wieder viel zu fotografieren. 
 

29. August
Wir nahmen am Morgen noch einmal ein Bad in den Hot Springs. Dass es da wirklich von Bären wimmelt, bestätigte uns der Förster, der mit einem Gewehr herumlief und einen Schwarzbären suchte, der am morgen Badegäste auf dem Steg zum Bad dumm angemacht hatte. Wir begegneten dem Schwarzbären an diesem Tag aber nicht begegnet. Danach ging es weiter in Richtung Ford Nelson. Schon nach wenigen Kilometern stand eine ganze Horde Waldbüffel am Strassenrand. Es waren ziemlich grosse Tiere. Die Bullen werden bis zu 1000 Kilogramm schwer.

30. August
Wir machten uns via die Route 77, wie sie in British Columbia bezeichnet wird auf ins Nordwest Territory. Im Nordwest Territory wird die Strasse dann zur Route 7, auf den Weg um weiter Natur pur zu erleben. Die Strasse war in British Columbia noch geteert, nach der Staatsgrenze wurde es eine Schotterstrasse in nicht unbedingt feinsten Zustand. Wir fuhren deshalb nur bis zum Camping am Liard River. Wieder sahen wir aus nächster Distanz eine Gruppe von sieben Büffeln, einen richtig grossen fetten Schwarzbären und ein Paar Hasen.
 

31. August
Es ging gemütlich von Ford Liard bis zum Camping bei den Sambaa Deh Falls. Da das Wetter wunderbar war, machten wir an diesem Tag nur diese kurze Route und suchten beim Camping Pilze, besichtigten die Wasserfälle und genossen die Sonne. Alles in allem ein ruhiger Tag und tiermässig ein sehr scheuer Schwarzbär und ein Paar Waldbisons. 
 

1. September
Als wir am Morgen in Richtung Yellowknife losfuhren, wussten wir nicht so recht, wie weit es denn gehen sollte, da die Strecke bis zur Strassenkreuzung nur ca. 160 Kilometer war und es ab da auf den 350 Kilometern bis nach Yellowknife keine Campingplätze hat. Wir fuhren also einfach mal los. Schon kurz nach der Kreuzung sahen wir eine grosse Herde von Bisons, und das war erst der Anfang. Wir schauten uns einfach die Natur und die Bisons an - und waren plötzlich in Yellowknife. Also eine recht lange Tagesetappe. Aber dafür waren wir schon da. Yellowknife ist der Hauptort der Northwest Territories und wurde von Goldgräbern erst 1930 gegründet, denn vorher war ohne vorhandene Transportmöglichkeiten kein Abbau möglich gewesen. Ab da wurde Yellowknife zur Boomtown. 1992 wurde auf Grund des nicht mehr rentablen Abbaus die letzte Goldmine geschlossen. Yellowknife aber überlebte, weil in dieser Zeit die Ausbeutung von vier, nur per Flugzeug zu erreichender Diamantenminen begann. Diese sind sehr erfolgreich und ermöglichen es der Stadt und deren Einwohnern auf einem guten Niveau zu existieren. Über den Goldabbau wird in jüngster Zeit auf Grund des sehr hohen Goldpreises auch wieder intensiv diskutiert. Wir hörten gerüchteweise, dass eine Mine in nächster Zeit wieder in Betrieb gehen will. 
 

2. September
Wir suchten wieder einmal eine Garage auf, da irgendetwas vorne pfiff. Die in der Dodge Vertretung mussten das nur kurz anschauen. Sie teilten uns mit, dass das Lager vom Kompressor der Klimaanlage im Eimer sei. Sie würden uns nicht empfehlen weiter zu fahren, aber das Ersatzteil hätten sie erst in einer Woche. Was wollten wir denn eine Woche in Yellowknife? Nach dem Schock fuhren wir zuerst mal zum Einkaufen und sahen vom Einkaufscenter aus ein Schild der Firma Napa. Napa verkauft revidierte Ersatzteile, die sind ein bisschen kostengünstiger. Also nichts wie hin und unser Anliegen geschildert. Sie konnten uns für den nächsten Tag einen Kompressor organisieren, einen guten Mechaniker für den Austausch nannten sie uns auch gleich. Wir fuhren also beruhigt auf dem Ingrahamtrail zum Campingplatz am Reid Lake, wo wir übernachteten. 
 

3. September
Gegen 10:30 Uhr holten wir wie vereinbart den Ersatzkompressor ab und brachten ihn zu Jay, dem Mechaniker. Er gab uns seinen Wagen und wir vereinbarten, dass wir unser Gespann gegen 15:00 Uhr abholen könnten. Wir fuhren zur Touristeninformation, die hatten gratis Internet, sendeten unsere Mails und erhielten auch einige. Danach nach langer Zeit wieder mal McDonald und ein bisschen Schoppen. Dann waren wir gegen 15 Uhr wieder bei Jay. Er hatte noch nicht einmal angefangen. Aber wollte sofort loslegen. Wir warteten vor Ort auch um sicher zu gehen, dass er auch dranblieb.  Chrige machte es sich im Hintergarten der Garage gemütlich und las, als sie plötzlich fürchterlich erschrak, weil keine zwei Meter von ihr entfernt ein Rotfuchs sass und sie beobachtete. Der war weder scheu noch aggressiv, sondern schien am ersten daran interessiert zu sein ein bisschen zu spielen. Chrige verzichtete aber darauf ihm das Apportieren von Stöcken beizubringen, dafür machte sie ein paar gute Fotos. Weggu bekam davon gar nichts mit, da er in der Zwischenzeit vier Mal losfahren musste um Ersatzmaterial zu kaufen. Gegen 17 Uhr war der Wagen fertig und die Rechnung für den Umbau fiel sehr moderat aus. 
 

4. September
Heute ging es zurück in Richtung Süden. Die Fahrt von Yellowknife zur Kreuzung der Highways 1 und 3 über 340 Kilometer hatte wieder viel zu bieten. Wir sahen einige Waldbisons und eine Landschaft mit den Farben des Herbstes, fast schon ein wenig kitschig. Das Wetter war zwar nicht berauschend, aber dadurch waren die Farben noch intensiver. Wir fuhren von der Kreuzung noch ca. 20 Kilometer bis zu den Lady Evelyn Falls, wo wir uns für eine Übernachtung installierten. Da unsere Ausgaben trotz grosser Sparmassnahmen immer noch über unserem Haushaltsbudget liegen, müssen auch drastische Massnahmen getroffen werden. Dem Weggu wurde das Coiffeurgeld gestrichen. Deshalb schnitt ihm Chrige die Haare und Weggu schwitzte Blut und Wasser. Es gab dann aber eine positive Überraschung. Chrige ist ein Naturtalent und schnitt die Haare richtig gut. Zum Nachtessen gab es Lachs mit Lauch. Uns geht es schon gut!!! 
 

5. September
Nach einer ruhigen Nacht fuhren wir recht früh in Richtung Fort Smith und dem Buffalo National Park. Nachdem wir nun einige sehr schöne und sonnige Tage genossen hatten, war das Wetter an diesem Tag sehr trist und es regnete ab und zu leicht. Die abwechslungsreiche Umgebung, durch die wir fuhren, half uns die lange Fahrzeit ein wenig kürzer vorkommen zu lassen. Lange sahen wir auch keine Tiere. Erst kurz vor Fort Smith sahen wir am Waldrand eine Schwarzbärenmutter mit 3 Jungen. Die waren am Beeren fressen und wir konnten ihnen eine halbe Stunde lang zusehen. Wir übernachteten in Fort Smith. 
 

6. September
Als erstes gingen wir in die Touristeninformation von Fort Smith, wo wir sehr freundlich und kompetent über die Gegend informiert wurden. Dazu konnten wir zwei Filme anschauen. Einen über den Buffalo Park, der übrigens Weltkulturerbe ist, und einen über Kayaking auf dem Slave River. Dies ist der drittgrösste Fluss der Welt und hat ein paar sehr spektakuläre Stromschnellen. Also: Wer in Fort Smith ist, sollte sich den spektakulären Kajakfilm unbedingt anschauen. Danach ging es in den National, Park wo wir auch ein wenig rumwanderten. Auf  den schmalen Waldwegen war jede Menge Büffelscheisse zu finden, und wir wussten nie genau, ob nach der nächsten Krümmung vielleicht ein Büffel vor uns stehen würde. Es war schon ein bisschen ein komisches Gefühl, denn immerhin werden die Waldbüffel bis zu 1000 Kilogramm schwer. Wir trafen aber auf keinen - zum Glück oder leider? Die Nacht verbrachten wir am Pine Lake. 
 

7. September
Wir machten uns gemütlich auf den Rückweg in Richtung Hay River. Unterwegs besuchten wir noch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Region. Wir stellten fest, dass der Park -  wenigstens für uns - den falschen Namen trägt. Wir sahen nämlich in den zwei Tagen nur gerade zwei Waldbisons, aber 14 Schwarzbären, davon sieben Junge und einen Grizzly. Es wurde uns aber glaubhaft versichert, dass dies nicht normal sei. Normalerweise seien die Büffel entlang der Strasse im Park in grossen Herden unterwegs. Bei unseren diversen Stopps begegneten wir immer wieder einem anderen Pärchen, welches auch mit dem Camper unterwegs war, und wir kamen miteinander ins Gespräch. Die beiden, Jeanne and Stuart, kommen aus Peace River. Wir verbrachten den Abend mit den beiden auf dem Camping Louise Falls. 
 

8. September
Heute waren ca. 240 Kilometer bis High Level angesagt. Da kauften wir wieder einmal ein und verbrachten die Nacht auf einem ziemlich heruntergekommen Campingplatz. 
 

9. September
Da wir von Jeanne und Stuart zum Abendessen eingeladen waren, fuhren wir Richtung Peace River. Die Strasse dahin war gut und abwechslungsreich. Wir sahen seit Langem wieder einmal landwirtschaftliche Flächen, und nach den Gebäuden zu schliessen geht es den Bauern hier sehr gut. Um 17 Uhr waren wir wie verabredet bei Jeanne und Stuart. Wir hatten viel zu bereden und Stuart zeigte uns seinen Film über die Auroren (Nordlichter). Er ist ein grosser Fotograf und Filmer und hat sich vor allem auf diese Auroren und Vögel spezialisiert. Schaut da mal rein.

http://www.stuartbarrphotography.com/

Zum Essen gab es dann ein feines BBQ und, da die beiden vor einem Jahr mit dem Camper in Mexiko gewesen waren, viel über dieses Land zu besprechen. Schlussendlich mussten wir noch die Einladung zum Übernachten annehmen und schliefen so - das erste Mal seit mehr als drei Monaten - wieder in einem richtigen Bett. 
 

10. September
Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir uns von den beiden und machten uns auf den Weg zu unserem Tagesziel Grande Prairie. Auf dem Weg dahin war das Wetter zwar immer noch schlecht, wurde aber langsam besser. Nachdem wir seit Tagen vom Regen verfolgt worden waren, war es angenehm mal wieder mal die Sonne zu sehen. Das ist ja vielleicht nur der Anfang vom Umschwung zum schönen Wetter. 
 

11. September
Bei schönem Wetter ging es los in Richtung Jasper Nationalpark. Wir fuhren bis kurz vor die Ortschaft Hinton, wo wir im William A. Switzer Park Quartier bezogen. Das Wetter war nicht so strahlend wie noch am Morgen, aber immerhin regnete es nicht und wir machten uns auf die Suche nach Steinpilzen. Leider verlief diese erfolglos. 
 

12. September
Schweinekalt und regnerisch, so war der Tag, den wir in Angriff nahmen. Wir machten eine verregnete Wanderung am Beaver Trail. Es war immer noch lausig kalt, knapp über Null Grad. Wir sahen als Entschädigung für unsere Strapazen drei Gruppen von Wapiti Hirschen. Da es weiter regnete, ging  es nach Hinton zum Tanken und Einkaufen und danach in den Jasper Nationalpark. Wir entschlossen uns bei dem schlechten Wetter nicht weit zu fahren und bezogen in der Hoffnung auf bessere Zeiten den Campingplatz kurz vor Jaspar am Snaring River. Generator und Heizung einschalten war dann angesagt. 
 

13. September
Wir machten uns auf den Weg zum Maligne Lake. Unterwegs sahen wir wieder ein Rudel Hirsche. Am See angekommen machten uns auf einer kurzen Wanderung ans Suchen von Steinpilzen. Wir fanden auch einige, die fast echt aussahen und nahmen diese mit. In Jaspar kauften wir sicherheitshalber ein Pilzbuch und fuhren weiter bis zum Columbia Icefield. Auf der Fahrt dahin zeigte sich endlich auch die Sonne und wir konnten schöne Wasserfälle und spektakuläre Schneeberge sehen. Wir machten einige schöne Aufnahmen von Icefield und übernachteten auf dem staatlichen Campground einen Kilometer weiter. Da wir beide den Steinpilz mit Hilfe des Buches identifizierten, gab es zum Nachtessen Steinpilze. 
 

14. September
Da es in der Nacht aufgeklart hatte, war es am Morgen beim Aufstehen -5°. Zum Glück nur draussen. Wir hatten über Nacht die Gasheizung auf dem Minimum laufen lassen. Dadurch war es im Camper schon fast angenehme 8° warm. Wir hatten auch sehr gut geschlafen und kein bisschen gefroren. Ikea Four Saison Duvets sei Dank. Wir fuhren los bei schönstem Sonnenschein in Richtung Lake Louise. Auf der Fahrt bestaunten wir die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, unter anderem einen türkisfarbenen See, der schon fast unecht aussah und zwei schöne Bighorn Schafböcke welche vor unserem Auto rumspazierten. Von Lake Louise aus fuhren wir zum
Moraine Lake und machten von da eine ca. zweistündige Wanderung zum Consolation Lake. Da es in der Gegend extrem viele Bären hat, war ein Gesetz erlassen worden, dass nur in Gruppen von mindestens vier Personen gewandert werden darf. Vermutlich ist es dann einfacher einen Bären zu bekämpfen, oder der Verlust in Prozent der Gruppe fällt kleiner aus, oder so. Nein, im Ernst: Die Idee ist, dass die Bärenmütter, die ihre Jungen aufziehen, von einer Gruppe von vier Personen weniger gestört werden, als von vier individuellen Wanderern. Wie dem aus sei, wir verbrachten die Nacht im Staatlichen Camping von Lake Louise verbracht. 
 

15. September
Nach einer etwas lauten Nacht - nein, nicht Weggu hat geschnarcht, sondern es war der Lärm der nahen Bahngeleise, welche ausschliesslich, aber dafür intensiv für Gütertransporte verwendet werden - machten wir uns früh auf den Weg Richtung Banff. In der Annahme, da mehr Tiere zu sehen, nahmen wir die alte Route 1A. Wir sahen an diesem Tag keine Bären, aber doch einen prächtigen Hirsch mit einem Riesengeweih, einige Hirschdamen und auch ein Bighornschaf mit seinem Jungen. Wir besichtigten kurz die Stadt Banff und liessen dann den Nationalpark hinter uns, um in Canmore zu übernachten. 
 

Einige Gedanken zu den Nationalparks Banff und Jasper
Wir waren die Tage vor unserem Besuch in den beiden Parks der Ansicht, wir seien die letzten Touristen, die noch in Kanada unterwegs sind. Wir hatten im Nordwestterritorium kaum Camper oder Touristen gesehen. Das änderte sich schlagartig in den beiden Parks. Für uns war es ein Schock, so viele Touristen zu sehen. Zu denken gab uns aber der Umstand, dass die meisten Campingplätze wegen der späten Saison schon geschlossen hatten, aber trotzdem war es bei den Ausgangspunkten für Wanderungen oder bei Sehenswürdigkeiten sehr schwierig einen Parkplatz zu finden. In einigen Broschüren lasen wir die Empfehlung, gewisse Orte entweder am Morgen ganz früh oder am Abend spät zu besuchen. Auch sonst hinterlassen die Parks gemischte Gefühle. Sie wurden vor über 100 Jahren zu Nationalparks erklärt. Bis 1933 wurde aber noch Bergbau betrieben. Die Bahnlinie für Gütertransporte, die mitten durch die Parks führt und auch heute noch sehr rege genutzt wird, stammt aus dieser Zeit, wurde aber laufend ausgebaut. In der neueren Zeit wurden in den Orten Banff, Lake Louise (Skiweltcup-Ort) und Jasper riesige Skigebiete und die dazu gehörige Infrastruktur aufgebaut. Dies führt zu bis zu fünf Millionen Besuchern jährlich. Dies scheint uns eine unglaubliche Zahl für einen Nationalpark und ein Naturschutzgebiet zu sein. Wir sind deshalb nicht wirklich erstaunt, dass wir hier viel weniger Tiere als in anderen Gebieten Kanadas gesehen haben, so auch im Buffalo Nationalpark. Die Gegend ist wunderschön, ähnlich wie in den Schweizer Alpen, aber weitläufiger. Wir sind aber sehr froh, dass wir die Parks nicht in der Hochsaison Juli und August besucht haben.

16. September
Die Fahrt führte uns nach Calgary, weil wir am Camper noch einmal ein paar Garantiearbeiten zu beheben hatten. Wir hatten für Freitag bereits einen Termin bei Fraserway in Calgary gebucht. Auch unsere Alarmanlage funktionierte seit einer Kontrolle bei Canadian Tire nicht mehr. Wir vermuteten, dass diese deaktiviert wurde, konnten aber auf dem Internet keine Programmieranleitung finden. Um das zu beheben, hatte uns die Vertriebsfirma der Alarmanlage eine Adresse in Calgary angegeben, die uns helfen würde. Wir buchten zuerst den Campingplatz und fuhren dann unangemeldet bei der Firma vorbei. Dies klappte auch hier gut wie schon bei einigen anderen Gelegenheiten und schon nach zehn Minuten wurde die Alarmanlage überprüft. Wie sich herausstellte, war sie nicht deaktiviert. Der Mechaniker bei Canadian Tire hatte vom Alarmton genervt einfach das Kabel ausgerissen und uns trotz Nachfrage nichts davon gesagt. Na ja. Aber wir hatten Glück, der nette Mann nahm den Truck inklusive Chrige gleich mit und reparierte das Kabel. Obwohl er für die ganze Angelegenheit sicher 20 Minuten brauchte, war das Ganze kostenlos.  Das ist uns in Kanada schon einige Male untergekommen, dass uns in kleineren Angelegenheiten kostenlos geholfen wurde. Da könnten sich in Europa viele Firmen ein Beispiel nehmen.

17. September
Die Nacht war mit -5° wieder sehr kalt.  Wir waren aber nicht angefroren und deshalb wie vereinbart um 9 Uhr bei Fraserway für die Garantiearbeiten. Während die Reparaturen ausgeführt wurden, besprachen wir die weitere Route. Wir wollten eigentlich noch ein bisschen in den Ausläufern der Rockys rumzureisen. Da es immer noch regnete und es sehr kühl war, beschlossen wir, stattdessen in der Hoffnung auf besseres Wetter ostwärts zu fahren. Da liegt auch das Endziel unserer Kanadareise, die Hudson Bay. Wir fuhren in die Prärie bis zur Dinosaurierstadt Drumheller. Die Landschaft hier war komplett anders. Eine trocken wirkende Steppe mit eingebetteten, ausgewaschenen Schluchten, den sogenannten Badlands. Das Wetter wurde immer besser und bei der Ankunft in Drumheller strahlte die Sonne vom blauen Himmel. Wir besuchten das Tyrrell Museum. Eine ausgezeichnete Ausstellung über Dinosaurier, die Zeit, in der sie lebten, und wie ihre Skelette entdeckt und ausgegraben wurden. 
 

18. September
Wieder -5° beim Aufstehen. Wir werden uns wohl so langsam daran gewöhnen müssen, aber dafür war es strahlend schön. Wir fuhren den 48 Kilometer langen Dino Trail mit sehr schönen Aussichtspunkten.  Danach ging es weiter Richtung Dinosaur National Park. Dies Weltkulturerbe ist der Ort, an dem die meisten Dinosaurier gefunden wurden. Auf dem Weg dahin schauten wir uns auch noch die speziellen Felsformation mit Namen Hoodoo und eine alte Kohlenmine an. 
 

19. September
Leider hat uns der Regen wieder gefunden. Wir wollten eine geführte Tour im Park unternehmen, auf welcher wir über die Geheimnisse der Ausgrabungen aufgeklärt werden sollten. Leider waren wir aber die beiden einzigen Teilnehmer und so wurde die Tour nicht durchgeführt. Also hiess es stattdessen den Park anhand diverser Themenpfaden selber zu erkunden. Es war sehr interessant, aber wir wurden dabei ziemlich feucht. Um unsere Kleider zu trocknen, zogen wir uns in den Camper zurück und liessen das Elektroöfeli arbeiten. Da es nonstop weiterregnete, verzichteten wir auf den für den Nachmittag geplanten Ausflug. Da wir aber bei unserer eigenen Tour viel gesehen und gelernt hatten, haben wir wohl nicht viel verpasst. Wir machten uns stattdessen ans Lesen und Tagebuch schreiben. Da Sonntag war, gab es Schweinsfilet an Morchelsauce zum Nachtessen. Keine Angst, wir geben nicht zu viel Geld aus. Das Schweinsfilet kostete nur fünf Dollar und die Morcheln haben wir ja, wie die regelmässigen Leser wissen, geschenkt erhalten. 
 

20. September
Unser Tagesziel war der Cypress Nationalpark, welchen wir via Medicine Hut ansteuerten. Die etwa 150 Strassenkilometer führten über grosse Ebenen, in welchen vor allem Korn angebaut und Rindermast betrieben wird. Das Wetter war den ganzen Tag nicht besonders, aber der Nebel, der kurz vor dem Park begann, setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Die Sichtweite war zeitweise nur noch 30 Meter. Wir bezogen unser Nachtlager auf dem städtischen Camping von Elkwater. Es war schon um 16 Uhr empfindlich kühl, das heisst 1°, und es roch nach Schnee. Wir waren gespannt, was uns am nächsten Tag erwartete. 
 

21. September
Entgegen Weggus Befürchtungen hatte es am Morgen keinen Schnee. Es war aber auch nicht wirklich nett und warm. Wir machten uns dessen ungeachtet auf den Weg nach Fort Walsh auf der anderen Seite des Nationalparks, also bereits in Saskatchewan. Die Strasse dahin sei nur bei trockenen Verhältnissen passierbar, stand in unseren Unterlagen. Wir haben ja einen 4WD, sagte Weggu, und so fuhren wir unverdrossen los. Es ging auch lange gut, genauer gesagt bis zur Staatsgrenze. Danach wurde der Schlamm immer tiefer. Als wir dann vor uns ein sich absenkendes Strassenstück sahen, in dem unglaublich tiefe Reifenspuren eingegraben waren, entschlossen wir uns ein paar hundert Meter rückwärts zu fahren und zu wenden. Wir gelangten dann über die sichere Graburn Road und den Trans Canada Highway weiter bis zum Camping Centre Block in Cypress Hill Park. Da wurden wir sehr herzlich empfangen. Wir fuhren auf den Terrace Campground und schon waren wir von Tieren umgeben. Eine Hirschfamilie und eine Elchmutter mit ihrem Jungen spazierten um unseren Camper herum und liessen sich durch uns überhaupt nicht stören. Nachdem wir am Nachmittag schon Antilopen gesehen hatten, war das die Sahne auf der Torte und eine Entschädigung für das immer noch nasse und kalte Wetter.

23. September
Wir besuchten den Grassland Nationalpark und hatten viel Freude an den putzigen Präriehunden, die uns wirklich gut unterhielten. Auch sonst ist der Park sehr schön, wir sahen auch Antilopen, Hirsche und natürlich jede Menge Vögel. Gegen 17 Uhr machten wir uns auf zum Forstgebäude. Wie wir am Morgen erfahren hatten, ist in dem Park ein Projekt für die Wiederansiedlung von Frettchen im Gange. Es wurden bereits im letzten Jahr 35 Tiere ausgesetzt und dieses Jahr sollen weitere 15 dazukommen. Die Frettchen aus den USA sollten im Forstgebäude ankommen und von da in funf ausgewählte Gebiete verteilt werden. Es waren an dem Projekt beteiligte rennomierte Wissenschaftler anwesend, welche bereitwillig alle Fragen beantworteten. Es war sehr interessant, weil wir als Laien uns so etwas zu einfach vorstellen. Allein um zu erfassen, wie viele Tiere in welchem Gebiet überlebt hatten, benötigte im ersten Jahr mehr als 130 Nächte für die Männer und Frauen des Projekts.

24. September
Der Tagesbefehl sah vor von Val Marie 170 Kilometer ans andere Ende des Grassland Parks zu fahren. Wir fuhren 170 Kilometer und sahen nur Weideflächen, Kühe und Weizenfelder. Ausserhalb der kleinen Ortschaften an der Strecke (es waren etwa fünf) kreuzten uns nur gerade mal vier Fahrzeuge. Es ist einfach weit und einsam. Am Park angekommen waren wir dann aber nicht so hingerissen, wie uns prophezeit worden war, sondern eher enttäuscht. Wir fuhren deshalb noch 100 Kilometer weiter bis Willow Bunch, wo wir bei strahlendem Sonnenschein wieder mal einen schönen Abend genossen.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 13. Februar 2011 um 20:52 Uhr